UFOs und andere Zwischenfälle.

29.03.2023

Auch wenn die Überschrift es vermuten lässt, heute öffnen wir nicht die X-Files oder betreten das Sperrgebiet der Area 51. Und doch wird es (vielleicht) ein bisschen unheimlich heute.

Manche bezeichnen sie als den Schandfleck des Handarbeitskorbs – ich nenne sie „liebgewonnene Begleiter“. Die Rede ist natürlich, ihr ahnt es schon, von den UFOs. UnFertige Objekte, oder vielmehr Projekte. Aber das würde nicht so schön klingen. Oder man würde sie umtaufen in UPs. Eigentlich doch auch eine nette Bezeichnung, wenn ich es mir recht überlege… UPs, wie ein Versehen, eine kleine Unaufmerksamkeit, einfach nur kurz aus dem Focus gerückt.

Dabei sind sie es doch die einst so sehr geliebten Projekte, die wir mit Enthusiasmus und voller Vorfreude auf die Nadeln genommen haben. Wenn ich so durch meinen Handarbeitskorb schaue, dann liegen dort ehrlicherweise 2 UPs. Ein Pullover und eine Häkeldecke. Der Pullover aus einem fluffigen Flauschgarn hat bereits eine halbe Vorderseite. Die hat er seit ziemlich genau einem Jahr. Da sprang mich eine Anleitung in einer Strickzeitschrift nämlich förmlich an. Sie rief nach mir und ich konnte das „Strick mich!“ ganz deutlich hören. Also habe ich in meinem Wollvorrat nach passendem Garn gesucht. Und überraschenderweise dann doch nicht genau das gefunden, was ich schlussendlich gesucht habe. Und da habe ich den ersten Fehler gemacht. In einem Kramladen entdeckte ich ein haariges Garn, das mit der Maschenprobe und Lauflänge des Original-Garns der Anleitung übereinstimmte. Und mehr als die Hälfte günstiger war es auch noch. Also flugs das Garn eingepackt und glücklich sein. Es waren mittlerweile einige Tage seit der Entdeckung besagter Anleitung vergangen – die Vorfreude auf das neue Projekt wuchs stetig.

Vom Lieblings-Projekt zum Staubfänger.

Schließlich die Maschenprobe gestrickt. Und ja, wenn ich wirklich offen sein soll, schon da hatte ich so ein leicht mulmiges Gefühl. Das Garn, das sich im Knäuel noch so wunderbar wattig und fluffig weich anfühle, stellte sich als kleine Diva heraus. Ihr wisst schon, so ein bisschen kapriziös und zickig. Widerspenstig halt. Ein wenig störrisch, wenn es darum geht sanft über die Nadeln zu gleiten. Und völlig uneinsichtig, wenn man versucht einen kleinen Fehler auszubessern und mal eben schnell zurückstricken möchte. Denn einmal zur Masche verarbeitet, gehen die unglaublich fluffigen Fasern eine schier untrennbare Verbindung ein, die sich mir bis heute nicht wirklich erschließt. Kurz: ein sehr günstiger Fehlkauf, der sicherlich für ein kleineres Projekt noch in Ordnung gewesen wäre, sich für meinen neuen Lieblingspullover allerdings als unbrauchbar herausgestellt hat.

Wirklich wahrhaben konnte ich das aber erst nachdem ich eben besagtes Vorderteil bis zu Hälfte gestrickt habe. Und nun… liegt es in meinem Handarbeitskorb und hat so ziemlich genau 6 Monate lang meine Lieblings-Stricknadeln in Stärke 5,0 blockiert. Als ersten Schritt zum Loslassen habe ich das Gestrick dann schon mal auf andere Nadeln umbettet. Tja, und nun liegt es da und nichts geht mehr vor oder zurück. Vielleicht habt ihr ja eine Idee, was ich mit dem, zugegebenermaßen wirklich fluffig-flauschigen Lappen noch anfangen kann?

Aber es gibt da auch noch mein anderes UPs. Die Häkeldecke. Und dieses UPs liebe ich. Ehrlich und aufrichtig. Und dieses UPs ist ein wirklicher Dauerbrenner. Denn es ist eines der wenigen UPse, die wirklich fertig werden. Und auch gebührend Beachtung finden. Zumindest, wenn sie einmal fertig gestellt sind. Vorher beachte ich sie, naja … sagen wir mal so: auch Kakteen wollen hin und wieder gegossen werden. Und das tue ich. Sehr zuverlässig… hin und wieder, alle paar Wochen.

Häkeldecke

Meine aktuelle UPs Häkeldecke. Noch recht jung, aber sie wächst stetig.

Für sie verwende ich allerlei Garnreste, und mit und mit wächst sie eine Runde oder auch nur mal um ein paar Maschen. Sie begleitet mich oft über einen sehr langen Zeitraum. Wie lange, dass kann ich weder vorher noch nacher genau sagen. Denn sie ist wie ein guter Freund. Ist sie erstmal fertig, dann verschenke ich sie meist. An wirklich gute Freunde oder Menschen, die mir sehr am Herzen liegen. Und ist sie erstmal ausgezogen, ist mein UPs-Korb plötzlich ganz leer und wirkt fast schon so traurig. Und dann kann ich einfach nicht anders, und fange wieder mit einer neuen Decke an.

Wie geht es euch mit euren UPs? Habt auch ihr irgendwelche Projekte, mit denen ihr einfach nicht fertig werdet? Oder seid ihr immer ganz diszipliniert und arbeitet erst eine Anleitung ab, bevor ihr mit der nächsten beginnt?

Ach und übrigens: die Anleitung zum Fluff-Pullover, der immer noch im Korb einstaubt, habe ich bei einer übermotivierten Putzaktion versehentlich mit dem Altpapier entsorgt, wie ich eben feststellen musste, als ich sie für euch raussuchen wollte. Der wird also in diesem Leben durch meine Hände sicherlich nicht mehr das Licht der Welt erblicken ;-)

Kommentare

Ingrid T. schrieb am 03.04.2023:

Hallo liebe Handarbeitsgemeinde, ich habe auch einige UPs. Da ich handarbeitstechnisch vielseitig tätig bin (Stricken, Häckeln, Sticken, Nähen) sammeln sich die UPs. Ich habe fast das Gefühl, dass sich die Dinger vermehren. Allerdings gibt es dann auch wieder Zeiten, in denen ich die UPs trenne und in einzelne Körbe packe und dann jeden Korb abarbeite und die UPs doch fertig mache. Aber kaum sind einige UPs fertig, kommen neue hinzu. Ein ewiger Kreislauf....... Aber so ist es halt. Wer Handarbeiten anfängt, muss damit leben, dass auch mal Projekte nicht direkt fertig werden. Abwechselung muss ja sein. Noch ein Tip, damit sich die UPs nicht vermehren: keine Schränke und Regale ausräumen und Kartons öffnen!!! Ich habe dabei letzte Woche auch noch 2 Knüpf-.Ups gefunden!!!! Viel Spass bei unserem gemeinsamen Hobby!

Heike R. schrieb am 17.04.2023:

Liebe Handarbeitsgemeinde, wie ich doch ob dieses Artikels schmunzeln mußte. Bin ich doch erklärte Sammerlerin von "Ufos/UPs". Bei mir sind es aber überwiegend UPs, die nur noch zusammen/vernäht werden müssen. Ich "hasse" das Einpassen von Ärmeln. Die Seitennähte stellen kein Problem dar, aber die Armel sind das große Aus für die Fertigstellung vieler Projekte. Habe mir für dieses Jahr vorgenommen, das nur noch neue Projekte auf die Nadel dürfen, wenn dafür ein UPs erledigt wird. Hat bisher ganz gut funktioniert. Gerade bei Tüchern, mit ganz vielen Maschen in den letzten Reihen dauert die einzelne Runde ja soooooooooooo lang. Dann arbeite ich abwechseln an den langen Reihen des alten Projektes und den kurzen des neuen Tuches. Auf diese Weise habe ich seit Jahresanfang schon 4UPs erledigt bekommen und die Liste mit unfertigen Projekte wird ein wenig kürzer. Als nächstes teste ich mal Aleitungen, die ohne nähen auskommen. Mal sehen, ob das eine Option ist.

Christa H. schrieb am 20.04.2023:

Liebe Handarbeitsfreundinnen, ich habe für meine Tochter den Pullover (Zypressen am Kornfeld) 1986 angefangen zu stricken. Es war das Modell Yvonne, denn so heißt meine Tochter und sie war stolz, daß ein Pullover Ihren Namen hat. Ich habe auch bald angefangen mit dem Rückenteil und war fast fertig als mein Umzug dazwischen kam und er im Handarbeitskorb versank und das bis 2008. Da hatte ich ihn aus dem Dornröschenschlaf geweckt und endlich fertig gestrickt. Sie trägt ihn heute noch mit Stolz und Freude.Also nicht verzagen, jedes angefangene Stück findet ein Ende und ist dann fertig.

schrieb am 21.04.2023:

Liebe UPS Vertraute, in meinem Korb, im Kleiderschrank und in diversen Kartons sind meine Ufos zu finden. Ein Babypullover hat schon zwei weitere Enkelkinder nicht erreicht, ja das liebe Zusammennähen, nicht meine Stärke. Mein jetziges Projekt lag auch 2 Jahre im Körbchen, die Farbwahl gefiel mir nicht mehr. Mein lieber Mann fand die Kombi aber toll und so gab es mir die Motivation weiter zu stricken für ihn angepasst und ... komme dem Zusammennähen immer näher. Ob ich am Ball bleibe? Vielleicht nächstes Jahr.

Jana S. schrieb am 21.04.2023:

Hallo liebe Handarbeitsgemeinde, ich gehöre eigentlich zu den disziplinierten Handarbeiterinnen und stelle ein Projekt fertig, bevor das nächste angefangen wird. Ok, manchmal muss ich mittendrin ein paar Socken stricken, oder eine Mütze, oder ... Aber mehr als 2 angefangene Projekte gibt es bei mir normalerweise nicht. Nun, auch das stimmt nicht ganz, denn auch ich habe ein UFO, ein UPs kann man es nicht mehr nennen. Es ist eine Tagesdecke, die ich 1989 gehäckelt habe, als ich mit meiner Tochter schwanger war. Als die Wehen einsetzten, war die Decke zu etwa dreiviertel fertig und dabei blieb es. Das Bett, für das die Decke gedacht war, gibt es schon lange nicht mehr, aber ich habe sie trotzdem über diverse Umzüge immer mitgeschleppt, bis sie bei Einzug in unser Haus vor 22 Jahren auf dem Dachboden ihre Ruhestätte fand. Und dort lauert sie nun. Vielleicht sollte ich mich jetzt mal ganz leise auf den Dachboden schleichen und nachsehen, wie es meinem UFO geht?

Henriette T. schrieb am 21.04.2023:

Hallo liebe Handarbeitsgemeinde, bei mir sieht es genauso aus. Ich kann alles so Unterschreiben. Aber ich arbeite daran.

Christa F. schrieb am 24.04.2023:

Das gibt doch zum schmunzeln Anlass. Mir geht es nicht anders. In der Regel habe ich mindestens zwei Projekte in Arbeit, zur Zeit sind es drei. Mal arbeite ich mit einem dickeren Garn, damit ich schneller ein Erfolgserlebnis habe um dann wieder mit einem Projekt aus feinem Garn weiterzuarbeiten.

Anette W. schrieb am 24.04.2023:

Hallo liebe Handarbeitsgemeinde, auch ich bekenne mich als UFO- Anhängerin und bin froh, dass ich nicht alleine bin. Ich habe Socken, Tücher, Schals und Mützen im Anbruch und stricke bis mir das jeweilige Teil langweilig wird, dann mache ich an einem anderen Teil weiter und irgendwann ist alles fertig, aber dann sind wieder andere Teile in Bearbeitung usw.

Annegret F. schrieb am 25.04.2023:

Hallo liebe UFO -Gemeinde,also bin ich nicht alleine.bei mir sind auch ganz oft zwei Projekte in " Arbeit".Dann sind meine Enkel zu Besuch und auf einmal entdecken sie tolle Sachen aus denen man Stulpen (für kalte Tage),ein Dreiecktuch oder eine Mütze machen kann.Oder mit dem Strickliesel tolle Ketten.Nach fast 2 Jahren wurde dann doch ein Pullover fertig.

Janet H. schrieb am 26.04.2023:

Hallo liebe Handarbeitsgemeinde, ich konzentriere mich gerne nur auf eine Sache und habe dann die Muster und Strickschriften im Gedächtnis, ohne beim nächsten Mal wieder neu auszählen zu müssen. Ich weiß dann genau, an welcher Stelle, bei welcher Reihe und welchem Musterwechsel ich bin. Hätte ich mehrere Projekte, dann müsste ich mich jedes Mal neu hineindenken und dieser Zeitaufwand ist mir zu schade. Eigentlich habe ich immer ein Projekt nach dem nächsten erledigt. Es gab bei mir keine UPs. Höchstens mal ein Schal zwischendurch, aber damit war das bisherige Projekt maximal für 3 Wochen ein UPs. Und blieb es natürlich nach Fertigstellung des Schals nicht. Dann begann ich mit einer Strickjacke mit wunderschönem, aber aufwändigem Zählmuster. Rückenteil, Vorderteil und ein halber Ärmel sind fertig und was dann - mein Baby kam zur Welt und stellte jeden Alltag auf den Kopf. Zudem habe ich Vollzeit gearbeitet. Dann sind wir umgezogen, Einarbeitung in den neuen Job, die tägliche Kind-Logistik und das ständige Ausbessern, Stopfen, Knöpfe annähen und Reparieren der Kinderbekleidung haben es fertig gebracht, dass ich mehrere Jahre weder diese Strickjacke beendet, noch eine andere Handarbeit begonnen habe. Zeitnot und Unmut über das Wiederherstellen, statt neu Kreieren haben mir dies verleitet. Beide Gründe haben sich seit einiger Zeit relativiert und mir kribbelte es in den Fingern. Ich begann wieder mit Stricken, Nähen, Häkeln und Sticken - und wieder nur ein Projekt nach dem anderen, aber die Strickjacke liegt immer noch im Körbchen, denn leider habe ich auch eine Kleidergröße zugenommen. Dieses aufwändige Muster auftrennen täte mir sehr leid. Daher befürchte ich, dass dieses UFO weiter im Körbchen bleiben wird.

Christina S. schrieb am 17.06.2023:

Hallo liebe Freundinnen der Nadeln, früher habe ich jedesmal, wenn ich mich in ein neues Projekt verliebt habe, das angefangene liegen lassen und das spannende neue begonnen. Alles, was zusammengenäht werden musste, blieb genau an diesem Punkt auch liegen. Nachdem meine UFOs (kleine Ups waren es nun wirklich nicht mehr) dann irgendwann überhand genommen haben und ich mich langsam aber sicher zu einem kleinen UFO-Messie entwickelt hatte, habe ich rigoros aussortiert. Zugegebenermaßen mit Hilfe einer guten Freundin. Seitdem habe ich ganz bewusst regelmäßig 3 Projekte in Arbeit. Eins mit dünnen Nadeln, eins mit dickeren Nadeln und eins zum Mitnehmen, das ich jederzeit unterbrechen und problemlos irgendwann weiterstricken kann. Jetzt wird konsequent erst ein neues Projekt angefangen, wenn eins der drei fertig ist, einschließlich zusammennähen. Seitdem bekomme ich meine Projekte auch fertig, mich erschlagen die UFOs nicht mehr und mein schönes Hobby macht mir wieder richtig Spaß.

Marina S. schrieb am 17.06.2023:

Da muss ich doch direkt auch meinen Senf noch dazu geben, liebe Nadelfreundinnen. UFOs liegen bei mir einige rum, ab und zu mal hervorgeholt, etwas genadelt und dann wieder zur Seite gelegt. Aber am schlimmstens sind zur Zeit meine Wollreste, für die ich jetzt Freestylehäkeln entdeckt habe. Ich häkel jetzt einfach erstmal Wollreste weg, egal ob Sockenwollen, flauschige Wolle oder was auch immer. Die Decke wird sicherlich lange brauchen, aber es ist sehr interessant, die verschiedenen Muster aus dem Internet auszuprobieren und aneinanderzuhäkeln, auch wenn ich manchmal meine, meine Finger verknoten sich bei manchem Muster. Aber irgendwie fühl ich mich gut mit meinen UFOs und find es gar nicht so schlimm, ab und zu an einem mal wieder weiterzuarbeiten.

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